Die Orangerie im Schloss Schönbrunn in Wien

Zur Infrastruktur einer Residenz des 18. Jahrhunderts gehörte auch eine Orangerie, die als Galeriebau und nicht in Form eines Glashauses konzipiert war. Der Saal weist beeindruckende Maße auf: er ist 11 Meter breit und 189 Meter lang und ist damit nach Versailles die zweitgrößte barocke Orangerie der Welt. Im Winter war er ein beliebter Aufenthaltsort, besonders, wenn die immergrünen Zitrusbäume blühten. Wie viele andere Orangerien wurde er auch als Festsaal genutzt, da er der einzige beheizbare Raum in Schönbrunn war. Die Festlichkeiten waren eine große Herausforderung für die Gärtner, da die Pflanzen im Raum verbleiben mussten und gleichzeitig Platz für festliche Tafeln und Bühnen geschaffen werden musste.

Zwei dieser Festlichkeiten ragen besonders hervor: Am 6. Februar 1785 ließ Kaiser Joseph II. die Orangerie in einen duftenden Garten verwandeln, um ein „Frühlingsfest an einem Wintertag“ zu feiern. Dieses Fest war so erfolgreich, dass der Kaiser es ein Jahr später wiederholte. Damals war die Tafel unter 2.000 duftenden Orangenbäumen aufgestellt, und blühende Blumenbeete schmückten den Raum. An den Schmalseiten waren Bühnen aufgebaut, auf denen nach dem Hochfahren der Tafel kleine musikdramatische Werke aufgeführt wurden. Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri waren beauftragt worden, für diesen Anlass derartige Musikdramen zu schreiben. Während Mozart das einaktige Singspiel Der Schauspieldirektor uraufführen ließ, bot Salieri die einaktige Oper Prima la musica, poi le parole. Bis in die 1850er Jahre wurde die Orangerie von Schönbrunn anlässlich von Staatsbesuchen immer wieder als längster Speisesaal Wiens genutzt.