Die Pest in Wien
Die Pest trat erstmals 541 auf dem europäischen Kontinent auf und kehrte in mehreren Wellen bis etwa zur Mitte des 8. Jahrhunderts zurück, bevor sie in Vergessenheit geriet. Als sie im 14. Jahrhundert wiederkehrte, verursachte sie erneut verheerende Bevölkerungsverluste. Sie wurde nun aufgrund der schwarzen Beulen, die die Krankheit verursachte, als „schwarzer Tod“ bezeichnet. 1349 erreichte die Pest Wien und soll in kurzer Zeit etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung dahingerafft haben. Maßnahmen gegen die Pest wurden in Verordnungen von 1541 festgelegt, die jedoch meist nur lax eingehalten wurden. Dazu gehörten die Inspektion von Reisenden, die Schließung von Häusern (Quarantäne) und die Umwandlung von Siechen in Pesthospitäler. Prozessionen wurden verboten, Gasthäuser geschlossen und Märkte nach faulen Früchten durchsucht. Die Möbel der betroffenen Haushalte wurden verbrannt. Vor allem aber forderten die habsburgischen Kaiser ihre Untertanen auf, ein tugendhaftes Leben zu führen, um nicht Gottes Zorn zu erregen. Die Abwehr der Seuche scheiterte allerdings meist vor allem an Hygienedefiziten, denn die Pest wurde zumeist durch Ratten und Rattenflöhe übertragen, eine Übertragung von Mensch zu Mensch war deutlich seltener.
Nach einer längeren Abwesenheit der Pest in Wien brach sie im 16. und 17. Jahrhundert erneut aus. Die schwerste Epidemie ereignete sich im Jahr 1679. Ihr Ausbruch wurde von der Stadtverwaltung allerdings lange Zeit völlig ignoriert, dann brach das Chaos aus. Die kaiserliche Familie und große Teile des Hofes verließen die Stadt und flohen nach Prag. Tagelang lagen Kranke und Tote auf den Straßen, infizierte Betten und Leichen stapelten sich. Zahlreiche Ärzte und Geistliche, die Kranke besuchten, fielen der Pest zum Opfer.
Nach einem Gelübde Kaiser Leopolds I. aus Dankbarkeit für die Eindämmung der Pest wurde zur Erinnerung an das Ereignis 1679/80 in der Innenstadt (Graben) zunächst eine hölzerne, später eine steinerne Dreifaltigkeitssäule errichtet. In der Folgezeit fanden bis ins 18. Jahrhundert regelmäßig Prozessionen statt. Auch durch die Predigten des Predigers Abraham a Sancta Clara und die volkstümliche Figur eines beliebten Dudelsackspielers, der die Pest überlebte („Lieber Augustin“), wurde die Pest im kollektiven Gedächtnis verankert.