Faschingswagen

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In dieser mit Bleistift, Feder und grau lavierten Skizze schafft Lodovico Ottavio Burnacini (1636-1707), Theateringenieur am Wiener Hof, eine bewegende Vision eines großen Faschingsumzugs, den das Kaiserhaus möglicherweise in Auftrag gegeben hatte oder von dessen Verwirklichung der Künstler träumte. Die Darstellung wirkt lautmalerisch: Die schweren Käselaibe scheinen inmitten der Geräusche des Festes auf der Straße zu quietschen. Überall sieht man verkleidete Figuren: Bucklige alte Männer, prahlerische Hauptleute, tanzende Lakaien und natürlich die Hauptfiguren der Commedia dell’arte, die den Wagen ziehen. Bei näherer Betrachtung wirst Du weitere interessante Details erkennen, wie etwa eine Gruppe von Musikern, die sich in der oberen linken Ecke auf das Fest vorbereiten. In der Mitte sind reisende Mimen und Tänzer angedeutet. Rechts haben sich Menschen um einen großen dampfenden Kessel versammelt, der vielleicht mit Polenta gefüllt ist. Im Hintergrund sind Gebäude und Dächer zu sehen, die an die damalige Architektur Wiens erinnern, was nahelegt, dass diese Zeichnung tatsächlich mit einem Fest in Zusammenhang stehen könnte, das in einem der Höfe der kaiserlichen Hofburg, auf dem Rosstummelplatz oder in der Stallburg („Cavallerizza“), stattfand. Weitere Informationen zu Burnacini und seinen Karnevalsfiguren findest Du im Buch Groteske Komödie.